Unser typischer Tagesablauf begann meist mit dem Stillen meiner beiden Töchter. Anschließend habe ich die beiden gewickelt und umgezogen. Wenn dann noch Zeit war, habe ich sie zu ihrem Papa in das Bett gelegt und wir haben zu viert gekuschelt, bis mein Partner sich für die Arbeit fertig machen musste. Dann begann der Tag erst so richtig. Ab 7:30 Uhr war ich mit meinen Töchtern alleine und wir haben gespielt, gekuschelt, gesungen und natürlich im Akkord Windeln gewechselt. Zwischendurch habe ich sie gestillt und in ihren späteren Monaten den Mittagsbrei zubereitet. In dieser Zeit habe ich die Wippen der beiden lieben gelernt. Da meine Töchter rund um die Uhr unterhalten werden wollten, konnten sie mich so beim Essen zubereiten beobachten. Dann gab es Mittag. Dabei habe ich meinen Töchtern den Löffel immer im Wechsel gegeben und wehe, es ging nicht schnell genug, dann wurde auch mal kräftig gemeckert. Das ist etwas, was Mehrlinge schon früh lernen. Wenn das Geschwisterchen an der Reihe ist, sei es beim An- und Ausziehen, füttern oder bei der Sauberkeitserziehen, dann muss man Geduld haben und warten.
Nach dem Mittagsbrei habe ich meine Töchter gewickelt und angezogen, um mit ihnen mindestens zwei Stunden spazieren zu gehen. Das war immer die Zeit am Tag, in der ich etwas entspannen konnte. Wieder zu Hause angekommen gab es erst etwas zu essen und anschließend haben wir wieder gespielt. Nach dem Abendbrot habe ich meine Töchter gebadet und für das Bett fertiggemacht. In dieser Zeit kam meist ihr Papa von der Arbeit nach Hause und wir haben die beiden gemeinsam in ihr Bett gebracht. Nun war die Zeit zum Aufräumen und Wäsche waschen, um anschließend noch etwas Zweisamkeit genießen zu können und um alles Wichtige zu besprechen.
Tipp von Josefine Vetter: Ihr könnt Euch auch Unterstützung und Rat holen bei den Frühen Hilfen, da diese Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre umfassen. Von praktische Hilfen, Beratung, Vermittlung und Begleitung. Auch die Website www.elternsein.info und deren Instagram-Kanal (@elternsein_info) ist praktisch und versorgt Euch mit Tipps, Alltagshilfen und Ansprechpartner*innen.
Leider gab es während meiner Schwangerschaft und innerhalb des ersten Jahres keinerlei Kontakte zu anderen Zwillings- und Mehrlingseltern. Wir wohnten zur damaligen Zeit noch in einer kleinen Stadt in Brandenburg und dort gab es keinerlei Angebote für werdende und frisch gebackene Eltern. Ich hatte das Glück, eine wundervolle Hebamme an meiner Seite gehabt zu haben. Sie hat neben ihren Hausbesuchen auch Gruppen für werdende Eltern, Babymassage und Babyschwimmen angeleitet. So hatte ich wenigstens einmal in der Woche die Gelegenheit, mit anderen frisch gewordenen Müttern ins Gespräch zu kommen und Alltagstipps auszutauschen.
Daher bin ich umso glücklicher, dass wir als Familienbildungsstätte, aber auch viele andere Einrichtungen unserer Region (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) ähnliche Kurse für werdende Eltern und Eltern mit ihren Babys anbieten. Mir hat der Austausch mit anderen Mehrlingseltern sehr gefehlt, denn eine Mehrlingsschwangerschaft und die erste Zeit mit Mehrlingen ist etwas anderes als die Schwangerschaft und Zeit mit einem Baby. Ob es nun die Einrichtung des Kinderzimmers, das Stillen mit zwei Babys, das Wickeln, Baden, Schlafen oder Füttern ist. Alles ist doch etwas anders und in den Unterhaltungen mit Eltern von einem Baby wird man als Zwillingsmutter immer irgendwie gesondert behandelt und mitleidig angesehen.
Tipp: Auf dem Portal der FamilienInfo MV findet Ihr unter dem Punkt Familienleistungen unter anderem auch Informationen zum Elterngeld, zur Elternzeit, zu Familienhebammen, den Frühen Hilfen in MV und vieles mehr.
Das A und O ist ein gut strukturierter und vorbereiteter Tagesablauf. Die Vorbereitung von Flaschen, Essen, Kleidung, einem gut ausgestatteten Wickeltisch und Ersatzschnuller haben mir so manchen Tag erleichtert. Etwas was ich jeder Mehrlingsfamilie empfehlen würde, sind Wippen für die Kleinen. Die Babys können sich in ihnen sehr gut beschäftigen (wippen, spielen, beobachten), haben alles genau im Blick und können in jeden Raum "mitwandern". Zeitgleich sind sie ideal um beide Babys nebeneinander zu füttern. Dabei ist es am besten gleich die doppelte Portion vorzukochen oder aufzutauen, um die eine Hälfte des Essens zu pürieren und zu verfüttern und die zweite Portion selbst zu essen.
Für das Stillen kann ich ein Zwillingsstillkissen sehr empfehlen. Die Babys können leicht gleichzeitig gestillt werden und als Mutter sitzt man einfach bequem und hat beide gut im Griff. Ein weiterer Rat den ich allen Mehrlingseltern, vor allem den Müttern, mitgeben würde, betrifft das Thema Schlafen. Im ersten Jahr ist das größte Problem der Schlafmangel. Im besten Fall melden sich eure Babys zeitgleich einige Male in der Nacht, im schlimmsten Fall wechseln sie sich nacheinander ab und das die ganze Nacht hindurch. Egal welche Variante einen ereilt, der mangelnde Schlaf ist da und muss, so gut es geht, aufgeholt werden.
Ich kann in dieser Zeit JEDER Mutter, egal ob ein Baby oder mehrere nur sagen: Nutzt jede Sekunde Schlaf, die sich euch anbietet. Lasst den Haushalt auch mal Haushalt sein und seid achtsam mit euch. Denn Energie die einem fehlt, macht den Alltag sonst noch mühsamer. Es ist ein so wunderschönes Gefühl mit seinen Kindern zu kuscheln, zu schlafen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Da der Nachtschlaf der erholsamste ist, solltet ihr euch mit eurem Partner abwechseln und eine für euch geeignete Lösung entwickeln.
Hintergrundinformationen: Die Frühen Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern umfassen verschiedene Unterstützungsangebote. Diese werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. Hier arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Frühen Hilfen zusammen: Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und der Kinder- und Jugendhilfe und noch viele mehr.
Die Fachkräfte tauschen ihr Wissen über ihre jeweiligen Angebote aus und stimmen diese aufeinander ab, um Sie als Familie bestmöglich unterstützen zu können. Netzwerkkoordinator*innen steuern und begleiten die Vernetzungsarbeit in ihren Landkreisen & kreisfreien Städten.