Baden? - Aber sicher!
Familienleben in MV | Ausflüge & Ferientipps
19. Juli 2022 | Anne-Cathrin Luettke
Sommerzeit ist Badezeit. Um ein sicheres Planschvergnügen mit den Kleinsten zu gewährleisten, sollten Eltern einige Regeln beachten. Welche das sind, erklärt der Geschäftsführer der DRLG Landesverband MV e. V. (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.), Renaldo Hocher.

Herr Hocher, welches sind Ihrer Erfahrung nach die größten Gefahren, die Kindern beim Baden in Gewässern drohen?

In den letzten Jahren standen viele Wasserflächen nicht zur Verfügung, auch nicht für den Schwimmunterricht in den Schulen. Viele Kinder sind daher keine sicheren Schwimmer und damit mit dem Lebensraum „Wasser“ nur unzureichend vertraut. Die größte Gefahr besteht, wenn die Kinder beim Spielen am und im Wasser unbeaufsichtigt sind. Dann kann das Spielen am Wasser mit allen denkbaren Risiken verbunden sein. Auch wenn Rettungsschwimmer am Strand sind, haben die Eltern oder andere Begleitpersonen immer die Aufsichtspflicht.

Durch die Pandemie ist der Schwimmunterricht für Kinder oftmals ausgefallen, macht sich das bemerkbar?

In jedem Fall. Kinder können bestehende Gefahren – wie in allen anderen Situationen auch – in der Regel schlecht einschätzen. Dafür müssen sie die entsprechenden Erfahrungen machen dürfen. Dies passiert in einer kontrollierten und sicheren Umgebung in der Wassergewöhnung und Wasserbewältigung, die Bestandteil einer nachhaltigen Schwimmausbildung sind. Hier lernen die Kinder die Eigenschaften des Wassers kennen und werden mit den schwimmerischen Grundfertigkeiten in einer methodisch sinnvollen Reihe vertraut gemacht. Dadurch erlangen sie Sicherheit und lernen, mit der natürlichen Angst vor dem Wasser umzugehen.

Welche sind die wichtigsten Sicherheitsregeln, die Eltern beim Baden mit ihren Kindern in Seen oder am Meer beachten sollten?

Die wichtigste Regel ist: Kinder dürfen sich niemals unbeaufsichtigt am oder im Wasser aufhalten. Ältere Kinder, die längere Strecken schwimmen möchten (und übrigens auch deren Eltern), sollte dies immer parallel zum Strand tun und nicht zu weit rausschwimmen. Die eigenen Kräfte dürfen niemals überschätzt werden. Bitte keine wasserbaulichen Anlagen betreten, z.B. Buhnen. Keine Schwimmhilfen (Schwimmtiere) bei ablandigem Wind verwenden, also wenn der Wind seewärts weht. Nicht bei Gewitter im Wasser aufhalten. Einfach die bekannten Baderegeln beherzigen. Bitte beachten Sie: Wenn ihr Kind ein Frühschwimmerzeugnis „Seepferdchen“ erworben hat, ist es KEIN sicherer Schwimmer! Bitte überschätzen Sie sich und Ihr Kind nicht!

Woran erkenne ich als Elternteil, ob ein Gewässer für das Baden mit Kindern sicher bzw. geeignet ist?

Ein Gewässer ist sicher zum Baden geeignet, wenn es sich um eine bewachte Badestelle handelt. Passiert doch einmal etwas, sind die gut ausgebildeten Rettungsschwimmer der DLRG und auch der anderen Hilfsorganisationen schnell zur Stelle und können helfen. Unbewachte und unbekannte Gewässer sollten mit Kindern gemieden werden. Ertrinkungsunfälle sind immer zeitkritisch. Die meisten Ertrinkungsunfälle mit gravierenden Folgen passieren in unbewachten Gewässern, da Hilfe oftmals erst relativ spät eintrifft.

Wie können Eltern ihre Kinder beim Schwimmen-Lernen aktiv unterstützen? Worauf ist dabei besonders zu achten?

Kinder brauchen den Umgang mit dem Lebensraum Wasser. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln, Auftrieb, Druck, Wärme und Kälte und den Wiederstand des Wassers spüren und möglichst viel Gelegenheit bekommen, die Eigenschaften des Wassers mit allen Sinnen zu erfahren. Sie sollen tauchen, springen, schweben und gleiten und sich ausprobieren. Aber sie sollten in ihrem eigenen Tempo schwimmen lernen dürfen und zu nichts gedrängt werden, zu dem sie noch nicht bereit sind.

Zu Ihrer Person: Wie lange arbeiten Sie schon bei der DLRG und was ist für Sie am schönsten an Ihrer Arbeit?

Ich bin seit 2009 ehrenamtlich in der DLRG und selbst auch Rettungsschwimmer und sowohl im Wasserrettungsdienst als auch in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung aktiv. Seit 2018 bin ich (hauptamtlicher) Geschäftsführer im DLRG-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.. Am schönsten ist es immer, wenn unsere Schwimmanfänger stolz ohne Hilfen ihre ersten Schwimmzüge machen.

Haben Sie zum Abschluss vielleicht eine goldene Regel, die sich Eltern sowie Kinder beim Baden stets merken sollten?

Eltern: Behaltet eure Kinder beim Baden immer im Blick. Kinder: Beachtet die Baderegeln und hört beim Baden auf euer Bauchgefühl, wenn euch etwas komisch vorkommt, dann ist es das meistens auch. 🙂

Wir bedanken uns herzlich bei Renaldo Hocher für das Interview! Mit diesen wichtigen Tipps & Hinweisen wünscht das Team der Familieninfo MV schöne Ferien und ein stets sicheres Badevergnügen!

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat auf seiner Website Anbieter von Ferienschwimmkursen aufgelistet. Verbinden Sie den nächsten Urlaub mit einem Schwimmkurs für die Kinder. Für die Sprösslinge ein unvergessliches Erlebnis und für Mama und Papa ein bisschen mehr Gelassenheit und Vertrauen in die Schwimmkünste ihrer Kleinen.

Damit bei der Anschaffung von Schwimmhilfen vor einem Schwimmkurs nichts schief gehen kann, haben wir Ihnen nachfolgend einige Hinweise zusammengestellt.

  • Bei der Wahl der Schwimmhilfe ist das Alter des Kindes sowie die bereits vorhandene Schwimmfertigkeit zu beachten
  • Je jünger und im Wasser hilfloser ein Kind ist, desto mehr Schutz sollte die Schwimmhilfe bieten
  • Schwimmflügel werden bei Kindern ab 1,5 Jahren genutzt, sie sind leicht an den Armen zu befestigen und verhindern, dass das Kind leicht untergeht. Einen gänzlichen Ertrinkungsschutz bieten sie jedoch nicht
  • Eine Rettungsweste mit stützendem Kragen bietet hier mehr Sicherheit, diese hält den Kopf des Kindes über Wasser und bietet Schutz vor dem Ertrinken. Auf Booten sind diese Rettungswesten für Kinder stets Pflicht!
  • Schwimmringe mit Beineinsatz sind eher als Spielgeräte zu betrachten, da sie nicht kippsicher sind und die Bewegungsfreiheit des Kindes stark einschränken. Die DLRG rät daher eher von Schwimmringen ab, zumal bei diesen auch der im Kleinkind-Alter wichtige Körperkontakt zu den Bezugspersonen fehlt.
  • Ist das Kind älter und kann bereits Schwimmbewegungen machen, bietet sich ein Schwimmgürtel mit dem passenden Auftrieb zum Lernen an.
  • Bei allen Schwimmhilfen gilt: Stets unter elterlicher Aufsicht! Das Kind nie allein ins Wasser lassen!

Worauf sollten Sie beim Kauf von Schwimmhilfen achten:

  • Schwimmhilfen müssen die Anforderungen der europäischen Norm EN 13138 erfüllen. Die Norm muss gut sicht­bar auf Verpackung und Produkt genannt sein.
  • Zudem dürfen Schwimm­hilfen nicht aussehen wie Spielzeug, damit auf den ersten Blick eine Unterscheidung möglich ist.
  • Ein GS-Zeichen bietet zusätzliche Sicherheit.
  • Schwimmhilfen sind in Klassen eingeteilt (Klasse A-E), die angeben, ob es sich um eine Schwimmhilfe oder ein Auftriebsmittel handelt.
  • Zudem sollte auf der Schwimmhilfe angegeben sein, wieviel Gewicht diese tragen kann.
  • Haben Sie "den richtigen Riecher" beim Kauf: Wenn ein Produkt stark und künstlich riecht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele Schadstoffe enthalten sind.
  • Lassen Sie sich in Fachgeschäften beraten bzw. informieren Sie sich ausgiebig, wenn Sie im Internet bestellen.
  • Die Stiftung Warentest hat einige Schwimmhilfen auf ihre Sicherheit und die enthaltenen Schadstoffe gestestet, den Artikel finden Sie anbei
  • Außerdem die genauere Erläuterung und Klassifizierung von Schwimmhilfen durch die DLRG. Ebenso die Baderegeln der DLRG für Kinder, kindgerecht aufbereitet mit einer kleinen Badeente.

DLRG Flyer Baderegeln

DLRG Lebensretter_Magazin

Schwimmhilfen im Test_Stiftung Warentest

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