Das Wochenbett ist für Sie als Eltern und für Ihr neugeborenes Baby eine ganz besondere Zeit. Dabei ist es wichtig, die eigenen familiären Bedürfnisse ernst zu nehmen. Das Wochenbett beginnt mit der Geburt des Kindes. Die ersten zehn Tage bezeichnet man als „Frühes Wochenbett“ und den Zeitraum danach bis zu sechs Wochen nach der Geburt als „Spätes Wochenbett“. Hebammen unterstützen die Sie in dieser Zeit und helfen, psychische und physische Veränderungen zu bewältigen.
Das Wochenbett dient dazu neue Kraft zu sammeln und sich von den Strapazen der Geburt zu erholen. Ganz wichtig hierbei ist ausreichend Ruhe, die Geburt seelisch zu verarbeiten und das Baby kennenzulernen. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass die Mutter versorgt und von Alltagspflichten entlastet wird. Auch für Väter ist es wichtig, sich diese Auszeit zu nehmen. Auch er braucht Zeit, das Kind kennenzulernen, seine Partnerin neu kennenzulernen, das Geburtsgeschehen seelisch zu verarbeiten und sich in seinen neuen Aufgaben zu erproben. Am besten ist ein Netz von Freund*innen, Nachbarn und Verwandten, die helfen, dass es der neuen Familie in diesem Zeitraum möglichst gut geht.
Nach der Geburt hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau zwölf Wochen lang Anspruch auf die Unterstützung einer Hebamme, bei Bedarf auch bis zum Ende der Stillzeit. Die Hebamme hilft und berät in dieser Zeit bei allen Fragen, die das Kind und die Gesundheit der Mutter betreffen. Die Wochenbett-Betreuung umfasst vor allem die Betreuung von Mutter und Kind – Rückbildung der Gebärmutter, Wundheilung, Wochenfluss, Stillen, Milchstau, Rückbildungsgymnastik, Trinkverhalten des Säuglings, Säuglingspflege etc.
Bei gesetzlich Versicherten können die Hebammen nach einer Hausgeburt oder ambulanten Geburt bis zum zehnten Tag nach der Geburt tägliche Hausbesuche machen. Wenn sich die Eltern unsicher fühlen oder spezielle Fragen haben, können sie in den ersten zwölf Wochen nach der Geburt zusätzlich 16 Hebammentermine in Anspruch nehmen, auf ärztliche Anordnung hin auch mehr. Bei Bedarf können bis zum Ende der Stillzeit Beratungsgespräche vereinbart werden. Treten Komplikationen auf, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen auch noch weitere Hausbesuche.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Kinder mindestens sechs Monate lang zu stillen. Muttermilch ist hervorragend auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt. Die Zusammensetzung passt sich an das Alter des Kindes an - von der Vormilch bis zu der dauerhaften Milchproduktion. Das Baby erhält mit der Milch der Mutter viele lebenswichtige Nährstoffe, Mineralien und Vitamine.
Babys vertragen die Milch ausgezeichnet. Auch der Abwehrschutz gegen Krankheiten ist integriert, das Immunsystem des Kindes wird gestärkt. Außerdem baut sich damit ein Schutz gegen Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf. Gestillte Kinder haben zudem ein geringeres Risiko, später übergewichtig zu werden. Verdauungsprobleme sowie Bauchschmerzen sind bei Stillkindern seltener als bei Flaschenkindern. Vor allem aber baut sich eine innige Verbindung zwischen Mutter und Baby auf. Das Kind genießt die Nähe, hört den Herzschlag der Mutter und wird im wahrsten Sinne des Wortes gestillt: Stillen wirkt beruhigend!
Wer als Mutter nicht stillen möchten oder kann, sollte sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen! Auch Kinder, die mit Fertigmilch gefüttert werden, entwickeln sich gut. Es gibt mehrere Gründe, warum Stillen nicht möglich ist. Bei Frühgeborenen, nach einem Kaiserschnitt oder einer besonders komplizierten Entbindung kann es schwierig sein, dass die Milchbildung in Gang kommt. Auch bei Mehrlingsgeburten kann das Stillen schwierig werden. Bei einer schlimmen Brustentzündung ist das Abstillen manchmal die einzige Lösung. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, die medizinisch unbedingt notwendig ist, kann dazu führen, dass der Arzt/die Ärztin vom Stillen abrät. Keine Sorge, die Nähe zum Kind entsteht auch in diesem Fall!
Zwischen 25 bis 50 Prozent der Wöchnerinnen leiden in den ersten Wochen nach der Geburt am Baby-Blues, der nicht mit einer Wochenbettdepression zu verwechseln ist. Sie sind sehr dünnhäutig und sensibel, traurig und ängstlich, ruhelos und manchmal auch gereizt. In der Regel setzt der Baby-Blues zwischen dem dritten und dem fünften Tag nach der Entbindung ein und dauert drei bis vier Tage. Der Baby-Blues hängt zu einem großen Teil mit den biologischen Veränderungen zusammen. Während der Schwangerschaft bildet die Plazenta Hormone, die auch die Stimmung beeinflussen. Der Hormonentzug nach der Geburt (Rückgang von Östrogen, Progesteron und im Zusammenhang mit der Geburt auch von Endorphinen) kann sich negativ auf die Stimmung auswirken.
Zwischen zehn und 15 Prozent der jungen Mütter entwickeln eine Depression, die man aufgrund ihres zeitlichen Zusammenhangs mit einer Geburt als „postpartale Depression“ (PPD) oder Wochenbettdepression bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine depressive Erkrankung. Charakteristische Symptome sind zum Beispiel gedrückte Stimmung, Interessen- und Appetitverlust, Schlafstörungen, erhöhte Ermüdbarkeit, Wertlosigkeits- und Schuldgefühle, verminderte Konzentration sowie Suizidgedanken und -handlungen. Mindestens fünf Symptome müssen über mindestens zwei Wochen vorhanden sein, um die Diagnose zu stellen.
Die babyblues-mamas ist eine Gruppe von Frauen, denen Ängste oder ein Stimmungstief zu schaffen machen. Während der Schwangerschaft schleichen sich Ängste und Zweifel ein. Nach der Geburt fühlen Sie sich traurig, niedergeschlagen, mutlos oder schlafen schlecht. Schuldgefühle und Versagensängste stehen dem „Mutterglück“ im Weg.
Die pro familia Beratungsstelle in Güstrow bietet eine geleitete Gruppe an, in der Sie andere Mütter treffen können, denen es ganz ähnlich geht. Wir bieten Ihnen Austauschmöglichkeiten im geschützten Rahmen. Treff ist jeden 1. Donnerstag im Monat um 16:00, Hansenstraße 1 in der profamilia Beratungsstelle.
Kontakt: 03843-682315 oder guestrow@profamilia.de